Dienstag, 21. Juni 2011

Zweitausendelf oder "Justitia Has Left The Building"


Also, am 24.10.2010 wird Kamal Kilade, ein junger Iraker in Leipzig von zwei Neonazis erstochen. Letztere sind tätowiert mit SS-Runen, Hakenkreuz und dem SS-Motto: "Unsere Ehre heißt Treue." Der eine ist Mitglieder der Kameradschaft Aachener Land, beide kommen gerade aus dem Knast. Das verhandelnde Gericht, bzw. die Staatsanwaltschaft beschließt "Hinreichende Anhaltspunkte für eine ausländerfeindliche Motivation der beiden Angeschuldigten bei der Tat haben die Ermittlungen nicht ergeben". Da fehlen mir die Worte.
Mal abgesehen davon, dass es in Deutschland immer noch keine Statistik für rassistisch-motivierte Straftaten gibt, wie es in Großbritannien der Fall ist, reicht die Tatsache, dass es sich um bekennende Rechtextreme handelt nicht aus, um in die Kategorie "Hate Crime" zu rutschen. 

Dessau im Januar 2005: Oury Jalloh verbrennt auf mysteröse Weise in einer Gefängniszelle: Er war an Händen und Füßen angekettet, auf einer feuerfesten Matratze, mit gebrochenen Nasenbein und einem zerrissenen Trommelfell, zum Zeitpunkt des Brandes nur noch so schwach atmend, dass sich kaum Ruß auf seiner Lunge absetzt; alle Überwachungsaufnahmen die zum Zeitpunkt des Brandes den Zellenntrakt filmen sollten wurden durch wundersame Weise gelöscht, die Zeugen verstricken sich in Falschaussagen und die Staatsanwaltschaft läßt auch noch im zweiten Prozess 2011 verlauten: „Es gibt keine andere denkbare Variante als die, dass Oury Jalloh das Feuer selbst angezündet hat.“ Wie seltsam. Mir würden ein paar einfallen.

Es scheint, als hätten die Innenministerien Sachsens und Sachsen-Anhalts ein Interesse daran, rassistisch-motivierte Straftaten zu bagatellisieren, zu deklassifizieren oder den ganzen Tathergang ad absurdum zu führen - was angesichts des möglichen Imageverlustes absolut verständlich ist, nur eben nichts mehr mit Gerechtigkeit und Wahrheitsfindung zu tun hat.
Justitia has left the building.

Gut. Ich bin Laie, aber meine Frage ist: Wenn ein Gericht die Aufgabe hat, die Wahrheit herauszufinden aber eben dieses von Seiten der staatlichen Institutionen (Polizei und Staatsanwaltschaft) sabotiert wird, weil sie bereits auf der Basis falscher Prämissen in die Verhandlung gehen, wie kann die "Wahrheit" deutscher Gerichte weiterhin als Wahrheit sans commentaire gelten?
Wieso gibt es keine Kategorie für rassistisch-motivierte Straftaten, wie in UK? Wenn in den USA Straftaten gegenüber Muslimen (und allen die für welche gehalten werden) nach dem 11.Sept. 2001 um 1700% gestiegen sind, wie kann Deutschland (wer auch immer das ist) immer noch so tun, als wären Kategorien hierzulande überflüssig?
Warum gibt es immer noch keine unabhängigen Kommissionen, die in solchen Fällen die Vorgehensweise und mögliche "Prädisposition" der Polizei untersucht?


...Silence.

Mittwoch, 15. Juni 2011

Amnesty International - Bericht über Polizeibrutalität in Deutschland

via Amnesty International

TÄTER UNBEKANNT

"Mangelnde Aufklärung von mutmaßlichen Misshandlungen durch die Polizei in Deutschland" (Amnesty International, 2010).

In dem im Juli 2010 veröffentlichten Bericht dokumentiert Amnesty International ernstzunehmende Vorwürfe von mutmaßlicher Misshandlung und unverhältnismäßiger Gewaltanwendung durch Polizeibeamte in Deutschland. Amnesty International schildert und kritisiert in dem Bericht, dass die Ermittlungen bei Anzeigen gegen Polizisten mangelhaft waren.

Seit 2004 haben 869 Personen Amnesty International über Probleme mit der Polizei informiert. In 138 Fällen stellte Amnesty International weiterführende Nachforschungen an. Im Zuge dieser Recherchen wurden mutmaßliche Opfer (und bei Todesfällen überlebende Angehörige), Anwälte, Vertreter von Polizei und Staatsanwaltschaften sowie Richter befragt. 15 Fälle werden im Bericht ausfürlich beschrieben, drei davon in der Zusammenfassung im Pressebereich.
TÄTER UNBEKANNT: Mangelnde Aufklärung von mutmaßlichen Misshandlungen durch die Polizei in Deutschland (Amn...



via Amnesty International

Sonntag, 12. Juni 2011

1884 Projekt - Werkstatt der Kulturen, Berlin

via Werkstatt der Kulturen


125 JAHRE NACH DER BERLINER KONFERENZ

Auf Einladung des deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck fand vom 15. November 1884 bis 26. Februar 1885 in Berlin die sogenannte "Afrika-Konferenz", manchmal auch "Kongokonferenz" genannt, statt. Ihr Schlussdokument, die "Kongoakte", war Grundlage für die Aufteilung Afrikas in europäische Kolonien. Die Folgen dieser Konferenz bestimmen die Geschichte und Geschicke des afrikanischen Kontinents bis heute.


1884: ZEIT FÜR EINE REDEFINITION 
GEDENKEN MIT PAN-AFRIKANISCHEM MUSIK-PROJEKT

1884 - Music-History-Project

Die MusikerInnen des Projektes 1884 wollen mit den Songs auf der CD 1884 ein Bewusstsein für die bis heute wirksamen und oftmals verhängnisvollen Folgen der willkürlichen Teilung Afrikas schaffen und damit einen Beitrag zur historischen Bildung leisten. Musikalisch bedient sich 1884 bei Afro-Beat, Highlife, R&B, M`Balax, Souk, Jazz, Hiphop, Salsa
Die MusikerInnen von 1884 wurden in Workshops mit Referaten, Filmen und Diskussionen über die Geschichte Afrikas vor der Kolonialinvasion, über Sprachenpolitik in Afrika und die afrikanischen Widerstandsbewegungen gegen die koloniale Unterwerfung informiert.
Aus diesen Inputs heraus entstanden die Songs für “1884”.

Text source: http://www.werkstatt-der-kulturen.de/de/inhouse/produktionen/1884_-_musik-cd-projekt/

Mittwoch, 8. Juni 2011

Bei May an der Tafel - Ein Abendspaziergang

A rather personal note:

Seit heute Mittag steht die Gedenktafel am May-Ayim-Ufer. Nicht, dass ich glaubte, irgendetwas Neues zu lesen... Ich ging trotzdem hin. Vorhin, im Dunkeln, bei kaltem Wind und undefinierbarem Nieselregen. Ein paar Friedrichshainer Hipster-Krautrocker haben auf der Oberbaum- Brücke gespielt. Die Gitarre war unsinnig übersteuert und schallte quer über die Spree. Und es roch nach See! Es riecht nie nach See in Berlin. "Diesel" ist das höchste der Gefühle. Überhaupt gehen Gerüche unter in Berlin. Zwischen konstantem Rauschen und Knattern der Motoren, dem Gejohle besoffener spanischer Teenager und dem ständigen Blinken der O2-Leuchtreklamen, Daddelhallen, Dönerschuppen, Massagesalons - zwischen all diesen "IN-YOUR-MUTHAF**IN-FACE"-Reizen verliert die olfaktorische Wahrnehmung an Bedeutung.

Ungefähr zweihundert Meter in der Straße hinein steht sie dann da. Auf dem Rasen, in aller Pracht. In Glas gefasst. Es ist ein schönes Bild von May - das Bekannteste halt. Irgendwie ist es seltsam für mich das Bild einer Frau zu bewerten, die ich nie kennen gelernt habe. Es ist albern. Es ist eine Gedenktafel an einer Straße und kein... ich weiß nicht. Und selbst wenn ich ihre Gedichte gelesen und analysiert habe, bedeutet das nicht, irgendwas von der Person verstanden zu haben.
Um ehrlich zu sein, sind mir die meisten ihrer Texte wieder entfallen. "Afrodeutsch I" haben wir bis zum geht-nicht-mehr zitiert. Wir, wir alle, die sich mit diesem "Wir" identifizieren können. Die Sache mit der deutschen "Sch-Einheit" und das Adjektiv "Leberwurstgrau" drängt sich auf. Es sind Begriffe, die in mir Bilder auslösen von Helmut Kohl, Autobahnzubringern, gelben Telefonzellen, eckigen deutschen Autos und Herbert-Grönemeier-Hymnen im Hintergrund. Neonazis und Nineties-Nostalgie. Die frühen 90er muss mensch nicht mögen, aber wahrscheinlich waren sie notwendig. Weniger Nazis wären allerdings toll gewesen.

Und dann ist da noch die Sache mit der Community und dem Schritt aus der Isolation. Freundschaften, Wohnprojekte, großartig-unterhaltsame zwischenmenschliche Konflikte, Empowerment, Dreadlocks, Kinder, Politik - das volle Programm.  Ich hab mich auf dem Weg gefragt, wie viele Afrodeutsche Menschen ich dort treffe. Dort, an der Tafel. Es war, zugegebenermaßen, etwas naiv anzunehmen, ganz AfroBerlin würde bei solch pissigem Wetter um 23Uhr melancholisch an der Oberbaumbrücke enlangflanieren, um am May-Ayim-Ufer die Beine auszuruhen, ...aber so abwegig war's nu auch nicht. Es war der erste Tag und mein Facebook war voller Jubel darüber. Vielleicht hatte ich auch nur zu viel hineininterpretiert.

Es ist eine kleine gepflasterte Straße; auf der Rechten zur Spree hin offen. Links ein Kuchenstück Hundewiese mit ein paar Pappeln, dann wieder Berliner Häuserfront. Nicht wirklich relevant und doch hübsch. Vor Allem aber ist es der bisher einzige Ort, wo unsere "Bindestrich-Identitäten" namentlich - auf dem Stadtplan verzeichnet, im Stadtbild verewigt - Normalität darstellen. Eine Person, die gewürdigt wurde. Eine Schwarze Frau. Ein Sieg, ein einziger. Ein verdienter Sieg. Eine verdammte Straße in all dem Mist, der einem täglich um die Ohren fliegt! Es ist ein unfairer Kampf...
Einmal hoch, einmal runter. Zum Wasser geschaut, Fluppe geraucht, den Geruch der Pappeln genossen. Tief durchgeatmet und mit einem warmen Gefühl von Hoffnung am Horizont den Heimweg angetreten. War halt nen Abendspaziergang... War schön.



Picture Source, Tafel: http://www2.frieke.de/uploads/pic_4111547_full.jpg
May-Ayim-Ufer: http://blog.derbraunemob.info/wp-content/uploads/2009/05/collage-now-reality_50prz.jpg

Dienstag, 7. Juni 2011

Namibia - Genocide and the second Reich




Ja, ich weiß. Die Sache mit den BBC-Dokus nimmt langsam etwas Überhang. Aber was soll ich tun? BBC ist einfach zu gut!

Freitag, 3. Juni 2011

The Revolution Will Not Be Televised - Documentary

In Memory of Gil Scott-Heron 
(* 1. April 1949 † 27. Mai 2011)
We will miss you.





picture source: http://www.jazz-hamburg.com/wp-content/uploads/2010/05/gil%2520scott-heron%252022.jpg

Donnerstag, 2. Juni 2011

Postcolonial Studies Conference Frankfurt/Main

Colonial Legacies, Postcolonial Contestations:

Decolonizing The Social Sciences And The Humanities

International Graduate Conference
16th-18th June 2011, Goethe University Frankfurt

Keynotes
  • Prof. Patricia Hill Collins (University of Maryland)
  • Prof. Dipesh Chakrabarty (University of Chicago)
And yes. You can see me perform there at:

16th June, 21.00 Philipp Khabo Köpsell – Spoken word performance (Casino 1.802)

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