Über das Buch

Die Akte James KnopfDie Klappe sagt: 
Die Akte James Knopf ist eine poetische Verhandlung afrodeutscher kultureller Identität. Wurden Schwarze Deutsche in den 80er Jahren noch als Exoten und Ausländer im eigenen Land angesehen, so sind sie im neuen Jahrtausend Deutsche mit Fußnote des Migrationshintergrunds. In einem Land, welches sich lange Zeit als homogen-weiß und christlich verstand, müssen "abweichende" Identitäten ständig neu und radikal verhandelt werden. Die Akte James Knopf ist Verhandlung und Abrechnung zugleich.
Die Verse durchforsten die deutsche Landschaft mit poetischem Geschick und dem marginalen Blick eines „anderen“ Deutschen, der den Auswüchsen der deutschen, rassistischen Alltagsrealität und der kolonialen Kontinuität stets auf den Spuren bleibt. Jenseits von Multikulti-Romantik demaskiert Philipp Khabo Köpsell die deutsche Dominanzkultur und schafft zugleich einen schützenden Raum für alles Zwischenmenschliche. Bissige Poesie und politische Satire formen eine eindringliche, selbstbestimmte Aussage: “I speak, so you don't speak for me!“


Der Autor sagt: 
Die Akte James Knopf ist in erster Linie Lyrik. Ich glaube, Lyrik ist ein schwammiger Begriff, irgendwo zwischen vergilbter Reclam-Nostalgie und der dynamischen Performance betrunkener Slampoeten. Viele meiner Texte sind für die Performance gedacht. Das Buch ist eine Sammlung von Read-only Lyrik, Spoken Word Texten und Rap, geschrieben über einen Zeitraum von 7 Jahren. In dieser Zeit war ich Mitglied verschiedener Bands. Ich stand  mit DJ, mit Band, mit Violinenbegleitung, mit anderen tollen Spoken Word Künstler_innen und Sänger_innen, oder auch allein, accapella auf diversen Berliner Bühnen, Theken und Tagungen. Je nach Kontext und Gefühlslage sind die Texte in deutsch oder englisch verfasst. Ich behaupte, beides gut genug zu beherrschen. Thematisch geht es überwiegend über Rassismuserfahrungen in Deutschland und deutsche Kolonialgeschichte aber auch um den alltäglichen Großstadt-Wahnsinn, und kleinere Zwischenmenschlichkeiten.Wer eine wissenschaftliche Analyse des Kinderbuchs Jim Knopf erwartet, den muss ich enttäuschen. Wen es dürstet nach "poetischen Zeugnissen radikaler Subjektivität", etwas semiwissenschaftlicher Profanität und ein paar verrücketen Ideen, wie schriftliche Poesie heute aussehen könnte, dem kann ich das Buch ans Herz legen.


Textbeispiele:


Carole King

Belle Madame mit zuviel Haar
schnurgerade an der Haltestelle

knuffiger Schimansky -
kaut cool Kaugummi

Pärchen - beide Lippenpiercing,
fetten Arsch und Boxerfresse

eine weiße Frau mit Kinderwagen
guckt wie Carole King.



We truly regret (to be filled out by future EU immigration officials)



Dear Mr/Mrs _________,

Your personal safety is our concern

but we are busy counting bodies as they currently burn

and, using popular language, we'd advise you to chill

until we're finished dragging gallows to the top of the hill

Now, you wouldn't have to worry, you're good and legit

you would fit our requirements for citizenship

but

as we were lighting up the bible stock for torching the mosque,

we unfortunately lost - your papers.

We are sorry.




27
Der Regen spült den Schweiß des letzten Jahres
wie Seifenschaum unters Pflaster
Das fremde Blut
das Scharfe zwischen Magen und Kehle
der grobe Bodensatz großer Gefühle
die ganze rohe Kraft
in einem schimmernden Rinnsal
unter den Bordstein
zu den Anderen
Die Sünden sind vergessen
die Straßen des Kämpfens müde
und der Horizont hebt sich
formt Dächer und Kronen und Markisen
(und den Schatten einer Idee
dass Du ganz plötzlich
doch endlich
erwachsen bist.
mit Siebenundzwanzig



Audiobeispiele: 



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Bestellung über UNRAST-Verlag

„Insurrection Notes“ – Stimmen die ein neues Zentrum erzählen

Insurrection Notes

Die Belletristik-Reihe „Insurrection Notes“ des Unrast Verlags baut auf einer langjährigen Literaturtradition im deutschsprachigen Raum auf, in der der Beitrag von Minderheiten eine wichtige Rolle gespielt hat. Dazu zählen Arbeiten von Autoren wie Canetti, Kafka oder Celan und aus der jüngeren Vergangenheit die Werke afrodeutscher Autor/innen wie May Ayim, die in den 80er und 90er Jahren des 20. Jh. auf sich aufmerksam machte. Auch die Literatur von migrantischen Autor/innen wie Aras Ören in den 70er Jahren und später Emine Sevgi Özdamer bis hin zu deutschen Gegenwartsautoren wie Senocak, Trojanow oder Kermani.

Grundlegend für die Reihe sind Werte wie Selbstbestimmung, Empowerment, Unabhängigkeit von Marktmechanismen und anderen Institutionen, Gerechtigkeit und Ästhetik.
„Insurrection Notes“ möchte im deutschsprachigen Raum, aber auch international ein Zentrum der literarischen Perspektive von People of Color, Migration, Minderheiten, Post-Diaspora und Multilingualität schaffen. „Insurrection Notes“ vertritt die Auffassung, dass es genau diese Perspektiven sind, die in einer Zeit des Umbruchs zentrale Momente unserer Epoche erzählen.








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