Montag, 17. September 2012

Live at the Black German Cultural Society convention NYC

Had a beautiful time at the Black German Cultural Society convention 2012 in New York City.
Please enjoy this video the performance night with Olumide Popoola and me.

Can't embed it right now but WATCH THE FULL PERFORMANCE HERE: http://blackgermans.us/convention2012/index.php/videos/enacting-multiplicity


Donnerstag, 16. August 2012

New Night Babies & Blaq Pearl in Paris

Hier ist eine kleine Präsentation der New Night Babies (Berlin/Dallas/Rotterdam) zusammen mit BlaqPearl(SA)auf Club-Tour in Paris. Aufgenommen Juni 2012.
New Night Babies & Blaq Pearl von wallace92TV

Donnerstag, 29. März 2012

Trayvon Martin und die Herren von der Bundespolizei


Da ist was... das ist seltsam. Soweit hergeholt kann es nicht sein. Darf ich ausführen? Die Fotos kapuzentragender Schwarzer Politiker, Musiker und Celebrities in Hoodies sind bewegend. Natürlich sind sie das. Da wurde ein 17-jähriger Junge von einem übereifrigen Neighborhood Watch-Captain erschossen, weil dieser den Teenager für kriminell hielt. Dass dieser nur zur Halbzeitpause schnell Süßigkeiten und Eistee gekauft hatte, macht das ganze so unsagbar bitter, dass selbst Präsident Obama dazu Stellung bezieht.
Nun geht drüben ein echter Ruck durch die Gesellschaft. Auch Mainstream Talkshows greifen verspätet das Thema auf. Es scheint klar zu sein, dass es nicht okay ist und nicht sein darf, dass Menschen, ausschließlich aufgrund ihrer Hautfarbe und Kleidung als potentiell kriminell eingestuft werden. Trayvon Martin (und unzählige Namenlose) sind die traurigen Beispiele dieses rassistisch-motivierten Phantasmas. Republikaner, Demokraten, alle scheinen sich dabei einig zu sein. 
Und dann kommt Deutschland.
Als ob wir uns alle in einem zusammenhangslosen Vakuum befinden, befindet das Verwaltungsgericht Koblenz genau diese Einschätzung für zulässig und für den Dienst der Bundespolizei unabdingbar. Und zwar im Kampf gegen das "Illegale". Ist der/die Bahnreisende Schwarz oder auch nur vom Aussehen her nicht der "deutschen Kultur" zugehörig, dann soll es legitim sein sie/ihn stichprobenartig auszusondern, um sein "Deutschsein" zu überprüfen. Ist sie/er durch wundersame Fügung des Schicksals tatsächlich deutsche_r Staatsbürger_in, folgt der obligatorische Anruf in der Zentrale, um sicherzugehen, dass hier nicht noch ein offener Haftbefehl aussteht. An und für sich ist dieses Prozedere nichts neues. Wir erleben's ja nun selbst zu häufig, als dass wir's 'Zufall' nennen können. Neu ist allerdings, dass dies, was bisher von Polizei und Innenministerium vehement geleugnet wurde, vor Gericht von Beamten als Standardvorgehensweise beschrieben wurde.
Was hat Trayvon Martin damit zu tun?
Exakt die Einschätzung, die Trayvon Martin das Leben kostete, wird in Deutschland richterlich abgesegnet - die Kriminalisierung des Schwarzen Subjekts, wahlweise jeglichen Subjekts of color. Wir befinden uns eben nicht in einem soziopolitischen Vakuum. So groß ist die Welt nicht mehr. Wir, als Gesellschaft haben eine Verantwortung zu tragen, uns zu entwickeln, uns zu bessern und - platt gesagt - die Welt zu einem faireren, gerechteren Ort zu machen. Dies ist der Impuls und die Legitimation unseres Handelns, abgesehen von der Selbsterhaltung. Ein Bedauern der "menschenverachtenden Zustände in Übersee", gepaart mit dem Abnicken diskriminierender Rasterfahndung im eigenen Land, ist - ich bedauere das pathetische Grummeln vom Olymp - Urin auf den Gräbern der Menschen, die für eine bessere Welt kämpften oder in einer schlechteren ums Leben kamen. 
Vor noch nicht langer Zeit wurde uns gesagt, wir seien Deutschland. Das ist toll und doch manchmal ein fragwürdiges Zugeständnis. Bei all der Beweihräucherung demokratischer Grundwerte, im Angesicht des latenten Misstrauens gegenüber den eigenen Bürgern und Gästen, bleibt es doch, was es war. Ein Land mit einem schizophrenen Verhältnis zum eigenen Spiegelbild. Daran könnten wir doch mal arbeiten.

Dienstag, 27. März 2012

Ein kleines bisschen illegal und nicht ganz so deutsch


"Bundespolizei! Von Ihnen hätten wir gerne den Pass gesehen! Sprechen Sie deutsch? Do you have identification?" Es rüttelt an meinem Sitzplatz. Aus dem Schlaf und Kontext gerissene Fetzen wollen sich nicht erklären lassen. Wer sind diese Männer? Sind wir schon in Berlin? Und warum sprechen sie jetzt englisch? Ich schweige. Identification, was die Herren wollen, findet sich nicht im luftleeren Raum. Es ist ein abstraktes Konstrukt, in diesem Moment dargestellt durch eine gezackte Denkblase mit dem Wort "Hä?" Trockene Spucke verklebt meine Mundwinkel. Wer ich bin? Ich bin "Hä?", das aufgescheuchte, schlappohrige Nagetier im Angesicht höherer Mathematik. Später und einen Raststättenkaffee wacher versteh ich, die seltsamen Herren wollen den genauen Verlauf  einer neun-stelligen Nummer, welche auf meinem Perso steht und ich nicht auswendig weiß. Doch in diesem Moment blicken meine schlaftrunkene Karnickelaugen auf Hemd, Gürtelschnalle und Accessoires und finden keinen Bezugspunkt für die Frage. 
"YOUR PASSPORT! Papiere!" Was die Herren wollen kann unmöglich meine Angelegenheit sein. Wir sind  in Deutschland. Haben diese zwei schnurrbärtigen Männer alle anderen 57 Insassen des Reisebusses befragt, bevor sie zu mir kamen? "Nein. Wir fangen bei Ihnen an."  Und erstaunlicherweise hören sie auch bei mir schon auf. Nicht allerdings bevor sie nicht ein Mal durch die Reihen blicken, um sich zu vergewissern, dass auch alle anderen deutsch genug ausschauen. Meine größte geistige Leistung nach meinem unfreiwillig unterbrochenen Nickerchen ist es, aufzuspringen und mich sichtbar für alle Mitreisenden auf Augenhöhe der Beamten zu stellen. Ein Karnickel konfrontiert mit Algebra und Marmorkuchen. "Und warum nur ich???...Hä?" (ja, eine Glanzleitung an Zivilcourage...). "Verdachtsunabhängige Kontrollen nach polizeiinternen Kriterien," brummelt es. Kriterien, welche mir zwar schon einige Momente später peinlich transparent scheinen, doch seit heute, dank des Verwaltungsgerichts Koblenz unmissverständlich durchs Netz geistern: Die dürfen das, weil ich für die nicht deutsch genug aussehe;. dementsprechend potentiell illegal - in jeglicher Form. Trotz Staatsangehörigkeit seit Geburt und so... Draufgeschissen!

Beamte der Bundespolizei dürfen Reisende jedenfalls auf Bahnstrecken, die Ausländern zur unerlaubten Einreise oder zu Verstößen gegen das Aufenthaltsgesetz dienen, verdachtsunabhängig kontrollieren. Es ist ihnen bei Stichprobenkontrollen nicht verwehrt, die Auswahl der anzusprechenden Personen auch nach dem äußeren Erscheinungsbild vorzunehmen.
(Verwaltungsgericht Koblenz, Urteil vom 28. Februar 2012, 5 K 1026/11.KO)

Und Ja, ganz genau, das bedeutet inklusive der Hautfarbe der kontrollierten Personen. Was mir in einem Reisebus auf einem Autobahnrastplatz bei Hof passierte ist kein Einzelfall, sondern Alltag und ich will dieses nicht wahrhaben. Das Verwaltungsgericht spricht  anscheinend auch über Busreisen. Anderswo heißt dieses Prozedere "racial profiling" und rangiert zwischen moralisch fragwürdig und rechtswidrig - hier in Deutschland "sollen wir uns da aber nicht so anstellen" , wie mir gesagt wurde. Schließlich ist ja jeder dann und wann mal einen kleines bisschen illegal.
Ich frage mich, wie das Gericht entscheiden würde, ginge es um berufstätige Frauen im Pendelverkehr - weiß und blond -  die willkürlich polizeilich kontrolliert würden, nur um sicherzustellen, dass es sich nicht um tschechische Prostituierte ohne Arbeitserlaubnis handelt … food for thought, ne?
Nein, ich weiß nicht, was wir dagegen tun können; ob es einen brodelnden Shitstorm gegen das Verwaltungsgericht oder die Landes- oder die Bundesregierung geben wird; ob es hilft,  die Queen um Asyl zu bitten, aber - um mal ein Zitat einzuwerfen -YOU HAVE GOT TO GET MAD!!! YOU'VE GOT TO SAY "I'M A HUMAN BEING, GODAMMIT! MY LIFE HAS VALUE!" Es darf nicht staatlich tolerierte Polizeipraxis sein, Menschen aufgrund ihres Aussehens als "potentiell illegal" und kriminell einzustufen,und diese präventiv so zu behandeln. Es darf nicht! Nicht in diesem Land; nicht nirgendwo!

Sonntag, 15. Januar 2012

Gedicht: Applaus für Schuhcreme (grob verallgemeinert)


Ein kleines Stück über Blackface-Tradition und insbesondere das bescheuerte "schwarz-schminken" weißer Schauspieler in deutschen Theaterproduktionen (wie derzeit im Stück Ich bin nicht Rappaport im Schlosspark Theater Berlin, aber nicht nur dort). Ist natürlich meine persönliche Meinung, aber mal ehrlich: Deutschland ist halt kein kulturelles Vakuum, in dem unschuldige Schlumpf-Familien klatschen, tanzen, Lieder singen...




Applaus für Schuhcreme (grob verallgemeinert)

Es gilt Geister und Stümper zugleich zu bändigen
bis sich Meister von Wort und Bewegung verständigen
Ein schillerndes Spiel, eine schrille Kulisse und bissige, schmissige, witzige Wortspiele
Farbe im Gesicht und das Wissen, dass, würde er sich vor Lachen bepissen,
ihm niemand ins Wort fiele. Der falsche Mohr tanzt!
Ein Schmatzen der Lippen, ein leuchtender Lackschuh
ein echter Flamingo im Kegelscheinwerfer 
Ein Brandfleck im Sakko, ein lautloses Grollen
Ein hagerer Mann, fast ein Ledergerippe
Trotz federnder Schritte schmerzen die Bandscheiben
Den Dreck in der Presse kann man ihm nicht ankreiden!
Dranbleiben, der Pawlowsche Hund kann nur so lange sabbern
bis der Knochen geknabbert und die Knabber verdaut ist!
Schaut, s’ist Kritik aus kulturfremden Kreisen
Dass es „Schaumküsse“ heißt, können sie auch nicht beweisen
Und Rassismus ist ein Wort, das gelogen ist
Lass die prätentiösen Spinner toben. Kunst ist da, wo oben ist!
Der Spott, der ganze Ärger und das sinkende Interesse
perlen ab, an der pechschwarzen Schminke in der Fresse
Und so lang kein Afrikaner an der Kasse Karten kauft
kann auch keiner sich beschweren.
Ein Toast auf die Kultur
und freie Kunst in allen Ehren…

Blackface -  ist für Karnevalsstatisten
ist für triste weiße Männer ohne Kopf mit Schalter!
ist für Minstrel-Sänger, ist für Faschos und Rassisten
aber nicht - für Kinder in Deinem Alter!

Die Theaterintendanz stampft empört im Kreis
Das Feuilleton fühlt sich inhaltlich komplett übergangen
Die ganze Bühne ist verstört. Ja, was soll denn der Scheiß?
Wir ham nicht erst gestern damit angefangen
Das macht man so. Ham wa immer so gemacht.
Hat sich keiner beschwert. Ham se alle gelacht.
Aber jetzt schreiense alle, das war ne blöde Aktion
Dabei hatten wir fast niemals ne Blackface Tradition.

Deutschland hatte niemals… weiß gar nicht was das ist
Sowas gabs hier gar nicht. So Blackface und so’n Mist
Deutschland hatte niemals ne Blackface Tradition.
Wirklich fast niemals eine Blackface Tradition
Bis auf die Karikaturen aus des Kaisers Kolonialzeit,
die Afrikaner darstellen wie Schimpansen
wie bizarre Kannibalen mit überzeichneten Lippen
mit Ringen und mit Knochen und mit Röcken und Fransen
Bis auf die Propagandablätter aus den 20er Jahren,
in denen Afrodeutsche „Rheinland Bastarde“ waren
Kinder von Huren, samt Bilder und Geschichten
und den Aufruf, die ganze Meute Wilder zu vernichten
Bis auf das Lichtspielhaus- und Theaterprogramm
mit dem bösen schwarzen Mann, mit einem Heiden-Tam-Tam.
Bis auf den treuen Askari, bis auf den edlen Wilden,
bis auf alles, wie sich Menschen damals kulturell bilden.
Bis auf den Karneval bei uns. Gleiche Zeit, jedes Jahr.
Mit Klamauk und Kostümen. Gleiche Zeit, jedes Jahr.
Mit dick-gemalten Lippen und mit Afroperücken,
und mit Schaumstofftitten und mit Knochen im Haar.

Is jetz nicht so schlimm. Is ja nicht USA...
Die ham da ja so richtig so ne Blackface Tradition
Hier ist das so ja gar nicht, vor allem schon mal
weil hier überhaupt keine Schwarzen Menschen wohnen.
Political Correctness ist so intolerant!
Da leiden Qualität und vor allem die Ästhetik
Kultur ist doch allerhöchstes Gut in diesem Land
Und dann kommen so’n paar Migranten und erzählen was von Ethik.
Und das Feuilleton kotzt. Was für’n Affentheater!
Deutsches Theatergut wird mutwillig zwangszensiert
All die Kritik stammt von der Gedankenpolizei
dank der das Wort Toleranz an Substanz verliert!
Deutschland braucht doch so viel mehr Toleranz
Toleranz ist doch das neue Wort der Stunde
Die Migrationslinge sollten mal viel mehr davon zeigen
Sonst geht Deutschland aber so was vor die Hunde.
Und kapieren tut das keiner, aber ist auch egal.
Wir ham doch wohl die Wahl, wie wir andere darstellen.
Wenn die anderen das nicht wollen, dann hamse halt Pech!
Das, Freunde der Kunst, wollen wir doch mal klarstellen.
Toleranz bedeutet,  ich kann sagen, was ich will
Toleranz ist meine Freiheit, Dich zu nennen, wie ich will
Toleranz heißt, ich kann spielen, wen ich will
Und wenn ich Dich spielen will, Dich zu spielen, wie ich will.
Toleranz heißt, die Last der Geschichte abzulegen
Toleranz ist hohe Kunst, der ich zusehen kann
Toleranz ist meine Freiheit, mal auf Deine zu scheißen
Toleranz heißt, ich mal mich heut mit Schuhcreme an.

Die so-dargestellten warten auf sich selbst
Die so-dargestellten warten auf sich selbst und sehen sich kommen
Und werden als „zu zart-besaitet“ wahrgenommen.
Die so-dargestellten haben kein Interesse daran, so dargestellt zu werden.
Doch vielleicht ham sie Interesse, selber zu bekommen,
wenn sie sich für Theaterrollen bewerben.
Sie ham vielleicht Interesse, mal den Landarzt zu spielen
denn der Arzt in ihrer Straße sieht so aus wie sie.
Oder den Advokat oder den Kinderpsychologen
Doch das erfordert vielleicht etwas zu viel Phantasie.

Blackface ist für Karnevalsstatisten
Ist für triste weiße Männer ohne Kopf mit Schalter
Ist für Minstrel-Sänger, ist für Faschos und Rassisten
Aber nicht für Kinder in deinem Alter!



picture source: http://www.publikative.org/wp-content/uploads/2012/01/rappaport2.jpg

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