Ein kleines Stück über Blackface-Tradition und insbesondere das bescheuerte "schwarz-schminken" weißer Schauspieler in deutschen Theaterproduktionen (wie derzeit im Stück Ich bin nicht Rappaport im Schlosspark Theater Berlin, aber nicht nur dort). Ist natürlich meine persönliche Meinung, aber mal ehrlich: Deutschland ist halt kein kulturelles Vakuum, in dem unschuldige Schlumpf-Familien klatschen, tanzen, Lieder singen...
Applaus für Schuhcreme (grob verallgemeinert)
Es gilt Geister und Stümper zugleich zu bändigen
bis sich Meister von Wort und Bewegung verständigen
Ein schillerndes Spiel, eine schrille Kulisse und
bissige, schmissige, witzige Wortspiele
Farbe im Gesicht und das Wissen, dass, würde er sich
vor Lachen bepissen,
ihm niemand ins Wort fiele. Der falsche Mohr tanzt!
Ein Schmatzen der Lippen, ein leuchtender Lackschuh
ein echter Flamingo im Kegelscheinwerfer
Ein Brandfleck im Sakko, ein lautloses Grollen
Ein hagerer Mann, fast ein Ledergerippe
Trotz federnder Schritte schmerzen die Bandscheiben
Den Dreck in der Presse kann man ihm nicht ankreiden!
Dranbleiben, der Pawlowsche Hund kann nur so lange
sabbern
bis der Knochen geknabbert und die Knabber verdaut ist!
Schaut, s’ist Kritik aus kulturfremden Kreisen
Dass es „Schaumküsse“ heißt, können sie auch nicht
beweisen
Und Rassismus ist ein Wort, das gelogen ist
Lass die prätentiösen Spinner toben. Kunst ist da, wo
oben ist!
Der Spott, der ganze Ärger und das sinkende Interesse
perlen ab, an der pechschwarzen Schminke in der Fresse
Und so lang kein Afrikaner an der Kasse Karten kauft
kann auch keiner sich beschweren.
Ein Toast auf die Kultur
und freie Kunst in allen Ehren…
Blackface - ist
für Karnevalsstatisten
ist für triste weiße Männer ohne Kopf mit Schalter!
ist für Minstrel-Sänger, ist für Faschos und Rassisten
aber nicht - für Kinder in Deinem Alter!
Die
Theaterintendanz stampft empört im Kreis
Das
Feuilleton fühlt sich inhaltlich komplett übergangen
Die
ganze Bühne ist verstört. Ja, was soll denn der Scheiß?
Wir
ham nicht erst gestern damit angefangen
Das
macht man so. Ham wa immer so gemacht.
Hat
sich keiner beschwert. Ham se alle gelacht.
Aber
jetzt schreiense alle, das war ne blöde Aktion
Dabei
hatten wir fast niemals ne Blackface Tradition.
Deutschland
hatte niemals… weiß gar nicht was das ist
Sowas
gabs hier gar nicht. So Blackface und so’n Mist
Deutschland
hatte niemals ne Blackface Tradition.
Wirklich
fast niemals eine Blackface Tradition
Bis
auf die Karikaturen aus des Kaisers Kolonialzeit,
die
Afrikaner darstellen wie Schimpansen
wie
bizarre Kannibalen mit überzeichneten Lippen
mit
Ringen und mit Knochen und mit Röcken und Fransen
Bis
auf die Propagandablätter aus den 20er Jahren,
in
denen Afrodeutsche „Rheinland Bastarde“ waren
Kinder
von Huren, samt Bilder und Geschichten
und
den Aufruf, die ganze Meute Wilder zu vernichten
Bis
auf das Lichtspielhaus- und Theaterprogramm
mit
dem bösen schwarzen Mann, mit einem Heiden-Tam-Tam.
Bis
auf den treuen Askari, bis auf den edlen Wilden,
bis
auf alles, wie sich Menschen damals kulturell bilden.
Bis
auf den Karneval bei uns. Gleiche Zeit, jedes Jahr.
Mit
Klamauk und Kostümen. Gleiche Zeit, jedes Jahr.
Mit
dick-gemalten Lippen und mit Afroperücken,
und
mit Schaumstofftitten und mit Knochen im Haar.
Is
jetz nicht so schlimm. Is ja nicht USA...
Die
ham da ja so richtig so ne Blackface Tradition
Hier
ist das so ja gar nicht, vor allem schon mal
weil
hier überhaupt keine Schwarzen Menschen wohnen.
Political Correctness ist so intolerant!
Da
leiden Qualität und vor allem die Ästhetik
Kultur
ist doch allerhöchstes Gut in diesem Land
Und
dann kommen so’n paar Migranten und erzählen was von Ethik.
Und
das Feuilleton kotzt. Was für’n Affentheater!
Deutsches
Theatergut wird mutwillig zwangszensiert
All
die Kritik stammt von der Gedankenpolizei
dank
der das Wort Toleranz an Substanz verliert!
Deutschland
braucht doch so viel mehr Toleranz
Toleranz
ist doch das neue Wort der Stunde
Die
Migrationslinge sollten mal viel mehr davon zeigen
Sonst
geht Deutschland aber so was vor die Hunde.
Und
kapieren tut das keiner, aber ist auch egal.
Wir
ham doch wohl die Wahl, wie wir andere darstellen.
Wenn
die anderen das nicht wollen, dann hamse halt Pech!
Das,
Freunde der Kunst, wollen wir doch mal klarstellen.
Toleranz
bedeutet, ich kann sagen, was ich will
Toleranz
ist meine Freiheit, Dich zu nennen, wie ich will
Toleranz
heißt, ich kann spielen, wen ich will
Und
wenn ich Dich spielen will, Dich zu spielen, wie ich will.
Toleranz
heißt, die Last der Geschichte abzulegen
Toleranz
ist hohe Kunst, der ich zusehen kann
Toleranz
ist meine Freiheit, mal auf Deine zu scheißen
Toleranz
heißt, ich mal mich heut mit Schuhcreme an.
Die
so-dargestellten warten auf sich selbst
Die
so-dargestellten warten auf sich selbst und sehen sich kommen
Und
werden als „zu zart-besaitet“ wahrgenommen.
Die
so-dargestellten haben kein Interesse daran, so dargestellt zu werden.
Doch
vielleicht ham sie Interesse, selber zu bekommen,
wenn
sie sich für Theaterrollen bewerben.
Sie
ham vielleicht Interesse, mal den Landarzt zu spielen
denn
der Arzt in ihrer Straße sieht so aus wie sie.
Oder
den Advokat oder den Kinderpsychologen
Doch
das erfordert vielleicht etwas zu viel Phantasie.
Blackface
ist für Karnevalsstatisten
Ist
für triste weiße Männer ohne Kopf mit Schalter
Ist
für Minstrel-Sänger, ist für Faschos und Rassisten
Aber
nicht für Kinder in deinem Alter!
picture source: http://www.publikative.org/wp-content/uploads/2012/01/rappaport2.jpg
Du sprichst mir aus der Seele ...was für ein Segen!Danke! Viele Grüße, Lis*
AntwortenLöschenE.B.von Hünerbein