Dienstag, 22. Februar 2011

Deutschland lernt lieben - Kopfüber mit Anlauf

Wenn Sarrazin und Broder im Ausland Deutschland vertreten dürfen und Quatsch verbreiten können; über „was Deutschland ausmacht“ reden können, dann darf ich das auch! Ich habe die Dokumente, die mich nicht weniger dazu qualifizieren, ich nöle nicht rum, dass ich mir das Deutschland der 60er zurückwünsche, als die Erde noch eine Scheibe war, als alle noch „Ja, Massa, Deutschlande gutes Lande, ich arbeiten hart für Wiederaufbau“ antworten mussten. Ich bin ein überzeugter Fan der Zukunft; ich werde einen entscheidenden Teil meines Lebens in ihr verbringen.

Ich möchte Deutschland, verdammte Kacke, lieb haben dürfen! Ich möchte jubeln, wenn die Nationalmannschaft Tore schiesst und ich habe keinen Bock mehr, mir von anderen sagen zu lassen, in wie weit ich deutsch sein darf oder, ob ich gerade wieder von der historisch-politsch-sozial-medialen Norm abweiche. Ladies and Gentlemen, die patriotische Woche ist eröffnet! Ich freue mich diebisch auf die erste Aufführung der deutschen Nationalhymne türkischer Sprache. Ich möchte einen Gospelchor, ich möchte mein Deutschland! Einigkeit und Recht und so...
Ich lasse mir nicht sagen, Multikulti sei gescheitert, weil erstens niemand, der/die das behauptet überhaupt eine klare Vorstellung davon hat, wie erfolgreiches „Multikulti“ überhaupt aussieht, zweitens niemand weiß, was genau daran gescheitert ist, und drittens keine Sau eine Ahnung hat, wie nach einem „gescheiterten“, postapokalyptischen Multikulti überhaupt zu verfahren wäre. Das "Projekt" einstellen? Alles abbrechen, was im Entferntesten die Verbindung verschiedener kultureller Einflüsse propagiert?
Wenn die Deutschland dürfen, dann darf ich das auch! Und zwar ein besseres! Eins, das meine Aufmerksamkeit, mein Engagement verdient! Und ich werde es feiern! Sarrazins dürfen gerne die Zeitmaschine zurück in die späten 50er nehmen, in diesem Deutschland sind sie obsolet und vergangen und repräsentieren nicht mehr den Geist der Zeit. Ich liebe dieses Deutschland und werde im blinkenden Puff Daddy-Anzug gegen Angela Merkel antreten, wenn es sein muss. Audacity, Baby!


Deutschland lernt lieben 
kopfüber mit Anlauf
(re-claiming patriotism)

Dieses Deutschland lädt ein
zu neuem Stolz und Sorgfalt.
bemüht sich,
aus der Vergangenheit zu lernen
wie Schulmädchen und Jungen
für ein Leben miteinander.
Sankofa fängt sein Ei wider das Vergessen.
Dieses Deutschland versucht
nicht mehr
zu diskriminieren.

Und Deutschtum
erliegt dem konstanten Schwung der Verhandlung,
wie auch die Formation dem konstanten Wandel.
Mensch findet Heimat
im Staub unter den Sohlen. Diese Heimat spricht
in allen Dialekten, schmückt ihre Kleider und Häute
in allen Dialekten, in Menschen-Mosaik
ihre bunten, stolzen Leute. Bittet alle Teil von ihr,
der Vielfalt positiv zu wirken. Dieses Deutschland
begrüßt die Zukunft wie eine Jugendliebe,
hat Schmetterlinge im Bauch.

Dieses Deutschland vieler Religionen
versteht sich
beflügelt von Spiritualität;
bemüht, seine Familien 
intellektuell und spirituell zu nähren,
anstatt talkshowgeil
zu erkranken in den Nestern.
Dieses Deutschland lernt lieben -
kopfüber mit Anlauf.

Dieses Deutschland hilft allen Seelen in Not,
allen Tiergewordenen unabhängig von Herkunft
und Gefieder des Vogels auf dem Pass.
Dieses Deutschland erlaubt sich,
morgen schon ein Besseres zu sein
und kackt auf die Eliten und verändert nicht die Welt
und lässt sich hinterfragen.

Dieses Deutschland
bewirtet seine Fremden wie noch unbekannte Freunde,
feiert die Senioren, peitscht die nestflüchtige Jugend raus die Sonne zu umrunden,
tanzt den Pragmatismus im Staub der Paragraphen,
tanzt im Takt der Polyrhythmen Kapriolen - Sohlen blank. 
Land des Handwerks,
Land des Handels, nicht der Macht der Industrie, 
des Wandels,
der Erinnerung,
der Kraft
der Fantasie.

Dieses Deutschland
ist so cool. So stolz,
Teil von ihm zu sein!



picture source: http://images.zeit.de/studium/hochschule/2011-01/afrodeutsche-studie/afrodeutsche-studie-540x304.jpg

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