Dienstag, 30. November 2010
Racism: A History - Part One, The Colour of Money
Teil 2: Racism: A History - Part Two, Fatal Impacts
Brittaniens stiller Genozid in Tasmanien, Sozialdarwinismus, kalkulierte Hungersnot in Indien, Eugenik in UK, USA und D; Deutsche Konzentrationslager in Namibia
Teil 3: Racism: A History - Part Three, A Savage Legacy
Jim Crow Gesetze,KKK, Minstrel Shows in den USA; Belgiens König Leopold im Kongo, Apartheid in SA, Civil Rights Movement, Polizeigewalt in UK
Montag, 29. November 2010
Angela Davis and Toni Morrison
LIVE from the New York Public Library : Angela Davis and Toni Morrison
Der Sesperado hat einen spannenden Link gepostet, dem ich folgen musste. Ein tolles Tischgespräch zwischen Angela Davis und Toni Morrison über Bibliotheken, den US-amerikanischen Strafvollzug und visuelle Literarizität; aufgenommen Ende Oktober 2010. Die zwei sind einfach knuffig.
Sonntag, 28. November 2010
AFRIKAAPS. The Documentary (Trailer)
Foetzek, man! Dis is krazy! AFRIKAAPS ist ein Südafrikanischer Dokumentarfilm über eine gleichnamige Hiphopera, welche die eindrucksvollsten Tänzer, Musiker, Rapper und Spoken Word Performer_innen des Western Capes auf der Bühne vereint. Das an sich wär schon Grund genug durch die Zähne zu pfeifen, wäre nicht das Thema, das sie auf die Bühne bringt einen Zacken schärfer. Es ist die künstlerische Dokumentation der Entwicklung von Afrikaans in Südafrika (Wer spricht? Wer definiert? Wen? Wie?). Und zwar seit 1652. Ist also Afrikaans noch die Sprache der Vortrekker? Der grobschlächtigen, Bakkie fahrenden, Boerewoers fressenden, Flanelhemdentragenden, einsilbe Antworten gebenden, weißen Afrikaaner Minderheit?
Oder ist eine Neuverhandlung der Sprache möglich, so dass auch "kullid folks" eine positive Identifikationsmöglichkeit unter ihr finden? Die Antwort muss natürlich "ja" heissen und ich würde töten, um eine Kopie dieser Doku in die Hände zu bekommen. Die letzte öffentliche Aufführung war im April 2010 in Amsterdam. Leider gibts im Netz nur den Trailer, aber der muss es halt tun. AFROKAAPS, eine Monsterperformance und wahrscheinlich eine der radikalsten Indentitätsverhandlungen die mixed folks bisher auf die Bühne brachten. Wahrscheinlich...Ever!
A sneak peek at the AFRIKAAPS rehearsal studio
"AFRIKAAPS is a cutting-edge hiphopera about the history of Afrikaans, tracing its origins back to 1600s and its evolution into the 21st century.
Featuring an all-star cast including hiphop poet and performer Jitsvinger, jazz piano prodigy Kyle Shepherd, vocalist and poet Blaq Pearl, Hiphop activist and mc Emile Yx Jansen, Rapper and b-boy dancer Bliksemstraal, singer and dancer Moenier Adams, bassist and electronic producer Shane Cooper and poet and storyteller Jethro Louw of the Khoi Khonnexion.
These rising stars are narrating the history of their people embracing both ancient traditions and state of the art technology to impart their message.
Die Argitekbekke set out on a mission of investigation and redefinition combining storytelling, poetry, music, video and dance to tell the untold story of Afrikaans - a language of liberation.
Cast: Blaq Pearl, Emile Jansen, Jitsvinger, Kyle Shepherd, Bliksemstraal, Moenier Adams, Shane Cooper and Jethro Louw.
Directed by Catherine Henegan
Dramaturg Aryan Kaganof
Video Dylan Valley "
[Quelle: Afrikaaps auf Facebook]
Weitere Infos:
Samstag, 27. November 2010
Sun Ra - Space is the Place (1974)
Alle paar Jahre sollten wir den wirklichen Visionären unser Weltgeschichte Respekt zollen. Das möchte ich hiermit tun. Kinder, fettet die Posaunen, legt das Linoleum aus. Seine Eminenz betritt den Planeten. All hail, Sun Ra!
Sehet! Es kommt ein afrozentristischer, free jazz-spielender Wanderprediger vom Saturn aus der Stratosphäre gesegelt. Er trotzt dem Blitzlichtgewitter, versorgt Oaklands Ghetto-Jugend mit musikalischem Seelenfutter und duelliert sich mit einem dämonischen Pimp names "The Overseer"; trashig, abstrus und einfach genial. Eine Jazz-Legende spielt sich selbst.
[Weitere Parts am Schluß unter ähnliche Videos. Es ist halt nen ganzer Spielfilm.]
"How do you know I'm real? I'm not real, I'm just like you. You don't exist in this society. If you did, your people wouldn't be seeking equal rights. You' not real. If you were, you'd have some status among the nations of the world. So we're both myths. I do not come to you as a reality I come to you as the myth. 'Cause that's what Black people are. Myths."
- Background info. Sun Ra auf wikipedia.de
Donnerstag, 25. November 2010
Tim Wise. "The Pathology of White Privilege"
Tim Wise macht sein Geld indem er verdammt gute Lesungen, Reden und Präsentationen an US-amerikanischen Colleges hält. Das spannende ist, dass er explizit aus seiner Position spricht, diese benennen kann und damit auch die Normativität dieser Position in Frage stellt. Ist nur der erste Teil. Ich halte Euch aber für so kompentent, dass Ihr die folgenden Teile auch findet und ich empfehle Euch, wenn Ihr Zeit habt alle Teile zu schauen. Es ist wirklich gut. Enjoy and listen!
Und vielleicht im Anschluß noch einen Clip von Comedian Louis CK.
Und vielleicht im Anschluß noch einen Clip von Comedian Louis CK.
Dienstag, 23. November 2010
Decolonizing Porn oder: Wie ich einst über den schwarzen Monsterpenis stolperte...
"OMG! It's sooo big!"
Ok, Uschi und Rolf wollen ihr Sexleben aufpeppen und suchen "Black Boys".
Nun gut. Kann ja sein, dass ich mich irre; dass Sex mit dem Ausleben von Fantasien zu tun hat, jeglich denkbare Fantasie dafür herhalten darf. Kann sein, dass unter der Bettdecke rassistische Vorstellungen von sexualisierter Exotik in Sehnsucht, Leidenschaft und zwangloses Rumvögeln umgewandelt werden. Kann gut sein, dass davon einige profitieren und das Schlafzimmer in eine political correctness-freie Heterotopie* transformiert wird, die mit dem Anzünden der obligatorischen Rauchware danach verpufft. Ich würde das absolut unterschreiben, wenn da nicht ein so bitterer Nachgeschmack wäre.
Pornographie ist ja quasi das Spiegelbild männlicher Fantasien. Sexualisierte Objekte erfüllen die ihnen erdachte Aufgabe durch stereotype Präsenz. Besonders schwarze Menschen werden in der gegenwärtigen Medienkultur auf ihre Körperlichkeit reduziert. Das ist auffällig, aber keineswegs neu. Folgende Wortwahl ist Reproduktion dieser Tatsache. Wenn die Adult-Entertainment Industrie also sogenannte "Interracial Porn"- Szenen produziert, in denen ein schwarzer Mann (genannt "schwarzer Monsterschwanz", wahlweise plural) Sex hat, mit jungen weißen Frauen (aka "Teenie-Girls", in der Beschreibung meist unmarkiert), dann müssen wir davon ausgehen, dass dies eine direkte Reproduktion der Fantasien einer beachtlich großen Gruppe Menschen ist.
Du darfst mir gerne antworten, diese Fantasie basiere nur auf sportlich-handwerklichem Interesse an der Belastbarkeit menschlicher Physis, aber der Vergleich zum weißen Super-Gau Angst-Szenario: "Vergewaltigung der eigenen weißen Ehefrau/Tochter durch den fremden schwarzen Mann" drängt sich penetrant auf. Und darauf stehen manche Menschen - zumindest, wenn ich der Industrie glauben mag. Diese "Interracial-Porn"-Fantasie unterliegt keiner Wertung. Ich sag nicht, es ist böse; Ich behaupte auch nicht, Cheeseburger essen sei falsch; ich sag nur was so'n Cheeseburger für Inhaltsstoffe hat.
Sprechen wir von Inhaltstoffen:
Genauso wie Bestrafung, Schmerzen, Dominanz und Unterwerfung für BDSM-Fans sexuell erregend sind, bringen jahrhundertealte Angst-Szenarios des "der wilden Bestie ausgeliefert sein" den Konsumenten in Wallung. Da die europäische Aufklärung die Welt bereits vor Jahrhunderten in "zivilisiert" und "barbarisch" kategorisierte und schwarze Menschen als "naturverbundene Barbaren" beschrieb war die Hierarchisierung des "Selbst" und des "Anderen" bereits gegeben. Schon im 17.Jhdt. hatte die Europäische Literatur das "wilde Andere" als Thema gewählt und Reiseberichte übertrumphten sich in Beschreibungen exotischer Andersartigkeit. Geschichten über den angeblichen Kanibalismus fremder Völker sind noch heute Zeugnisse dieser Zeit. Die deutsche Kolonialzeit hat auch hierzulande Afrikaner_innen als übersexualisierte Untergebene skizziert, vor denen man (besonders Frau) sich zu hüten hatte.
Die Epoche von Greueltaten, die sich weitläufig unter den Begriffen "Transatlantischer Sklavenhandel" und "Sklaverei" verbirgt, hatte auch auf der anderen Seite des Atlantiks weiße Menschen mit der Wechselbeziehung von Furcht und gewaltvoller Anziehung mit dem "Anderen" vertraut gemacht. Opfer dieser "Wechselbeziehung" wurden besonders schwarze Frauen, deren körperliche Unversehrtheit oftmals lediglich von der Laune weißer Aggressoren abhing. Während sie selbst ewig der Gefahr sexueller Übergriffe seitens weißer Männer ausgesetzt waren, wurden schwarze Männer von ihren Schindern selber als mögliche Gefahr für den Leib, insbesondere aber für die körperliche Unversehrtheit der eigenen Gattin oder Tochter betrachtet. Damit war die "wilde Bestie" also existent, rassifiziert und bedrohlich. Die Angst vor der Vergewaltigung der weißen Frau hat überall auf der Welt zu Repressionen und zahllosen Morden geführt. Wir reden von der alleinigen Paranoia, nicht von tatsächlichen Taten.
Vor 70 Jahren
wurden in den USA noch unschuldige schwarze Männer von Bettlakentragenden weißen Männer an Bäumen gelyncht. Der 14-jährige Emmet Till* wurde 1955 auf brutalste Art ermordet, nur weil er einer weißen Frau hinterher gepfiffen hatte. In Südafrika wurden aufgrund von Vermutungen wahrscheinlich noch vor 20 Jahren Männer auf abgelegenen Farmen im Sand verscharrt.
Wenn ich also der Beliebtheit solcher "Schwarzer Mann (...) weißes Mädel"-Pornographie Beachtung schenke, dann weil ich weiß woher diese Fantasien kommen. Dies beschreibt in etwa den bitteren Nachgeschmack des "Interracial Porn". Wenn Pornographie ein Spiegelbild männlicher Fantasien darstellt, dann gibt es auch ein "Ich" auf der anderen Seite. Dieses "Ich" bringt den Porno in die gemeinschaftliche Schlafzimmer und unter die Kiefernholzverkleidung deutscher Hobbykeller. Du musst nicht danach suchen, um in den Kleinanzeigen auf "Black Boy für mittelaltes Paar gesucht"-Anzeigen zu stoßen. Wenn Uschi und Rolf ihr Sexleben aufpeppen wollen, dann sei ihnen der Versuch nicht anzulasten. Doch die Konstruktionen von "fremd" und "eigen" und die damit verbundenen Konnotationen sind so problematisch, dass die Konsumhaltung unserer Swinger eine Perversion der eigentlichen Idee von sexueller Freiheit darstellt. Freiheit signalisieren höchstens die ausbleibenden Antworten.
Merke, die Rede ist nicht von Liebesbeziehungen, sondern vom Konsum des als "fremd" bezeichneten; Sei es in Form von Pornographie oder von Swinger-Kontakten. Zugegeben, ich mache viele Fässer auf und das Thema ist zu groß, als dass es wirklich in einen Blog Post passt. Ich bitte auch meine teils reisserische Sprache zu entschuldigen. Ich arbeite daran und bessere mich. Freuen wir uns also auf ein weiteres Highlight in unserer beliebten Reihe, wenn es wieder heißt:
"Sorry, wenn ich Dir gerade den abendlichen Porno verdorben habe, aber ich schreib halt über Rassismus..."
*Heterotopie
*Emmet Till
Weitere Informationen: An excerpt from "Pornland: Racy Sex, Sexy Racism: Porn from the Dark Side"
Bild 1:John Pears (http://www.animeporn.com.au/thumbs/john_pearsons.jpg), Bild 2: Kara Walker (http://newyorkarttours.com/blog/wp-content/uploads/2008/10/kara_walker_2_oct2008.jpg) All copyrights of used pictures are reserved to their respective owners.
Sonntag, 21. November 2010
Samstag, 20. November 2010
Deutschland, Take It Down a Notch!
Nein. Hier hört es auf.
Ich habe gerade bei Critical Witness einen Gedanken zum Thema "Terrorwarnung" gelesen und bin dem Link gefolgt. Manche Nachrichten gehen momentan einfach an mir vorbei.
Also: An Berlins größter Moschee hat es zum vierten mal in sechs Monaten gebrannt. Immer an der selben Stelle. Eine am Tatort gefundene Propangasflasche ist - alhamdulillah - nicht explodiert.
Du kannst mir alles erzählen, aber Brandanschläge auf Gotteshäuser ist nun mal so "Nazi", dass es offensichtlicher nicht sein kann. Wenn ich die Kommentare auf den Seiten diverser Online-Zeitungen richtig deute, dann gibt eine nicht so kleine Anzahl von Menschen, die diesen Anschlag tatsächlich befürwortet. Wie krank kann diese Welt denn sein?
Ich frage mich,
ist es Sarrazins Schuld, wenn irrgeleitete Mehrheitsdeutsche sich dermaßen ideologisch unterstützt fühlen, dass sie es für gesellschaftlich legitim halten, Moscheen anzuzünden? Wie viel Einfluss haben die populistischen Ausfälle eines Seehofers auf die Ressentiments der christlich-solzialisierten, weißen deutschen Mehrheit gegenüber deutschen Muslimen?
Wie viel Verantwortung sollten Autoren und Politiker heutzutage übernehmen? Ist es für die Architekten der 2010er Islamfeindlichkeit tatsächlich möglich, die Verantwortung auf das gewalttätige Individuum zu schieben? Wenn es nicht in deren Interesse ist, dass Deutschland von testosterongeladener Progromstimmung erfasst wird, sollten sie nicht handeln? Sollten sie nicht zumindest den Hinweis mitliefern, dass Ihre Thesen und Vorschläge keinen Aufruf zur Gewalt darstellen? Dass jegliche Gewalt gegenüber den von ihnen markierten "Scape goats" nicht erwünscht und nicht tolerierbar sei? Wäre diese Positionierung bereits so schizophren, dass ihr Ego dies nicht zulässt? Was muss denn noch passieren, damit Deutschland bemerkt in welche Richtung es wieder steuert?
- Brandanschlag auf Moschee? Check!
- Rassistisch-motivierter Mord an Deutsch-Iraner auf offener Straße? Check!
- Mord an Deutsch-ägyptischer Mutter in Gerichtsaal? Check!
- Politiker, die private Sanktionen wie "Handyverbot" für mutmaßliche "Islamisten" vorschlagen? Check!
- Rechtslastige, populäre Internetforen, die Namen und Adressen kritischer Menschen im Netz veröffentlichen? Check!
- Selbstgerechte Pfeifen, die all das bagatellisieren? Check!
Wann wird der erste Politiker auf das Einführen gelber Filz-Halbmonde kommen und es für eine schlaue Idee halten?
[Raunen im Publikum, "Na, jetzt mal halblang, Bursche..."]
Ehrlich, hinsichtlich undenkbar idiotischer und rassistischer Gespensterdebatten, die nicht groß anders sind als die "das Boot ist voll" und "Deutschland vernegert" -Sprüche der frühen 90er, frage ich mich wie weit wir weg sind von echten Nazi-Anleihen. Oder zumindest von versuchten Nazi-Anleihen, denn 'Schland wird ja doch immer noch argwöhnisch von Aussen beobachtet. Merkels sinnfreier Kommentar "Multikulti ist gescheitert" ist ja nun auch in der letzten Ecke der Welt rezipiert worden und wird dort feinsäuberlich im Ordner "Germanische Identitätskrise" archiviert.
"Germany, take it down a notch!"
Der Komiker und Moderator der Polit-Satire The Daily Show, Jon Stewart, hat vor kurzer Zeit zu einer Protestkundgebung names "Rally to Restore Sanity" aufgerufen, um einen gesellschaftlichen Schritt zurück zur Normalität zu wagen. Grund dafür waren die extremen und teils militanten Kampagnen der neuen Konservativen hinsichtlich Präsident Obama und der medialen Darstellung muslimischer Menschen in US-Amerika. Wir erinnern uns an die geplante Koran-Verbrennung. Stewarts Kampfsprüche für liberale Wechselgeldzähler "Take It Down a Notch, America!" und "I Disagree With You, But I'm Pretty Sure You're Not Hitler" sind satirische und dennoch ernsthafte Aufrufe eine mögliche Eskalation symbolischer und physischer Gewalt zu vermeiden. Lustig, ja; Aber halt auch durchaus ernst gemeint.
Dieses Konzept sollte auch auf Deutschland übertragen werden. Kaum schneidet Schland ein paar mal ganz gut in der WM ab, werden alle wieder deutschtümlich und werfen mit Stammtischparolen und sarkastisch instrumentalisierenden "Integrations-Bambis" um sich.
In diesem Sinne möchte ich sagen: Liebes Deutschland, es reicht jetzt! Setzt Euch wieder hin und baut schicke Autos! Setzt Euch für alternative Energien ein und seit nett zu einander! Lasst den Nationalismus in den Memoiren der Urgroßeltern und fokussiert die Zukunft. Vor allem: Steht der Zukunft nicht im Weg. Ja, es wird nun mal Multikulti werden. Der Islam wird integraler Teil der deutschen Religionstapete. People of Color sind und werden einen großen Teil der Bevölkerung ausmachen. Und das beste daran, liebe "Mehrheitsdeutsche", es ist gar nicht schlimm! Es wird nicht wehtun. Vielleicht wird Euer Ego ein, zwei Jährchen geknickt sein, weil Ihr nicht mehr die ganze Definitionshoheit besitzt, weil Ihr vielleicht nicht jeden Gassenhauer mitgrölen könnt, aber - glaubt mir - es wird voll okay sein. Integration handelt von der aktiven Akzeptanz einer heterogenen Gesellschaft. Let's go then! Es wird schön werden!
Mittwoch, 17. November 2010
The Art of Kara Walker
Could somebody please persuade Miss Walker to present her work in Germany?
Kara Walker (American, b. 1969) is best known for her room-size tableaux of black cut-paper silhouettes that examine the underbelly of America's racial and gender tensions. Her works often address such highly charged themes as power, repression, history, race, and sexuality. Born in Stockton, California, Walker moved to the South at age 13 when her father, artist Larry Walker, accepted a position at Georgia State University and her family relocated to Stone Mountain, a suburb of Atlanta. Focusing on painting and printmaking in college, she received her BFA from the Atlanta College of Art in 1991 and her MFA from the Rhode Island School of Design in 1994. Walker was included in the 1997 Biennial exhibition at the Whitney Museum of American Art, New York. Later that year, at the age of 27, she became the youngest recipient of the prestigious John D. and Catherine T. MacArthur Foundation's "genius" grant, which launched a public controversy around her work. In 2002 she was chosen to represent the United States in the São Paulo Biennial in Brazil. Her work has been exhibited nationally and internationally and is included in the collections of major museums worldwide. The 2007 Walker Art Center–organized exhibition Kara Walker: My Complement, My Oppressor, My Enemy, My Love is the artist's first full-scale U.S. museum survey. Walker currently lives in New York, where she is a professor of visual arts in the MFA program at Columbia University.
(Source: The Art of Kara Walker)
All copyrights of used pictures are reserved to their respective owners.
Artist Kara Walker attends the opening reception for the reinstallation of contemporary art from the collection at MOMA on June 29, 2010 in New York, City. (Source: http://www.zimbio.com/) |
Kara Walker (American, b. 1969) is best known for her room-size tableaux of black cut-paper silhouettes that examine the underbelly of America's racial and gender tensions. Her works often address such highly charged themes as power, repression, history, race, and sexuality. Born in Stockton, California, Walker moved to the South at age 13 when her father, artist Larry Walker, accepted a position at Georgia State University and her family relocated to Stone Mountain, a suburb of Atlanta. Focusing on painting and printmaking in college, she received her BFA from the Atlanta College of Art in 1991 and her MFA from the Rhode Island School of Design in 1994. Walker was included in the 1997 Biennial exhibition at the Whitney Museum of American Art, New York. Later that year, at the age of 27, she became the youngest recipient of the prestigious John D. and Catherine T. MacArthur Foundation's "genius" grant, which launched a public controversy around her work. In 2002 she was chosen to represent the United States in the São Paulo Biennial in Brazil. Her work has been exhibited nationally and internationally and is included in the collections of major museums worldwide. The 2007 Walker Art Center–organized exhibition Kara Walker: My Complement, My Oppressor, My Enemy, My Love is the artist's first full-scale U.S. museum survey. Walker currently lives in New York, where she is a professor of visual arts in the MFA program at Columbia University.
(Source: The Art of Kara Walker)
"African American" (Source: www.moma.org)
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"Shiny Penny" (Source: http://www.artloversnewyork.com)
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All copyrights of used pictures are reserved to their respective owners.
Montag, 15. November 2010
"Deutschenfeindlichkeit" und Rassismus. Eine Frage
Huiuiui! Ich hätte so viele Fragen an Frau Schröder. Schlimm ist, dass sie den Blödsinn, den sie sich aus der Nase ziehen lässt auch noch ernst meint, verbreitet und mit Freude reproduziert. Vielleicht liest das hier ja jemand, der sie persönlich kennt. Kannste ihr ja ma von berichten...
Gut. Wenn ich ein etwas übertriebenes Szenario malen dürfte:
Thema "Deutschenfeindlichkeit":
Dieses Unwort basiert auf der Idee, welche besagt, Rassismus sei die Diskriminierung bestimmter gesellschaftlicher Gruppen aufgrund ihrer ethnischen Herkunft und die dadurch transportierten Ressentiments. Klingt erstmal toll und ermöglicht eine schnelle Bestimmung der Sachlage; entweder 1 oder 0, Rassist oder nicht. Schnappen wir uns doch mal Frau Schröder und kauen das Ganze durch.
Also, Frau Schröder, stellen wir uns vor wir nehmen eine Kollage verschiedener tatsächlich existierender Menschen. Folgen Sie mir: Sagen wir, der Afrodeutsche Gerson Liebl, der 18 Jahre lang gegen seine Abschiebung kämpfen musste und verlor; Enkel von Fritz Liebl aus Straubing, der 1908 nach Togo emigrierte, während das Kaiserreich Deutschland seine Kolonien plünderte, die ersten zwei Völkermorde des 20.Jhdt beging, und die Welt in primitiv und kultiviert einteilte, dieser Gernot Liebl wäre, sagen wir mal, wie Oury Jalloh Opfer eines grausigen Verbrechens in einer Dessauer Gefängniszelle geworden, während seine Frau, sagen wir mal wie Marwa El-Sherbini in einem Dresdener Gerichtssaal von einem NPDler erstochen wurde und deren Kinder, sagen wir mal, wie die beiden 8-jährigen Zwillinge aus Österreich, in Handschellen und vorgehaltener Waffe in Abschiebehaft gebracht wurden, nachdem ihnen in Schule und Fernsehen beigebracht wurde, dass sie eh "anders" sind als die "normalen" Kinder - sagen wir mal diese Kinder würden irgendwann poltern: "Scheißdeutsche! Mit denen wollen wir nichts mehr zu tun haben. Die kommen uns nicht ins Haus!"- wäre die Aussage dieser Kinder dann, Frau Schröder, in gleichem Maße "rassistisch" wie die Taten der Kolonialherren, der Polizisten, der NPDler, der unreflektierten Grundschullehrer und Medienfuzzies in dieser Geschichte?
Oder kann es nicht sein, dass Rassismus vielleicht etwas vollkommen anderes ist? Etwas, das in einen gesellschaftlichen und historischen Kontext eingebettet ist? Etwas, das mit herrschenden Machtstrukturen zu tun hat? Das Konstruieren und Klassifizieren "menschlicher Rassen" oder in Neudeutsch auch "Kulturen", das Belegen dieser mit stereotypen Attributen? Die Hierarchisierung dieser "Rassen"/Kulturen und die gesellschaftliche Reproduktion und Manifestierung dieser Hierarchie? Vielleicht eine Form, die weltweit sehr ähnlich ist? Durch alle Gesellschaftsschichten hindurch? In denen Nationalität nur ein periphärer Marker ist? Hmmmm...? Na...?
Ich weiß, ich habe weit ausgeholt. Ich gebe allen etwas Zeit zum Denken. Und Frau Schröder kann ja noch mal ihren Mann fragen.
Montag, 1. November 2010
Bayreuther Mohrenwäsche
"Wilma, hol die Wurzelbürste!"(Ja, ich weiß! Ich möchte selber würgen!)
Kinder, ich möchte Euch eine Geschichte erzählen:
Es begab sich im Jahr 1865, dass ein afrikanischer Diplomat den weiten Weg nach Mitteleuropa antrat. Nein, ich weiß nicht aus welchem Land genau. Und andere Erzähler sagen auch, er wäre auf dem Jahrmarkt aufgetreten. Wie dem auch sei; diesen Diplomaten oder Artisten verschlug es nun auf wundersame Weise ins markgräfliche Bayreuth des 19. Jahrhunderts. Dort angekommen wurde er von den hellhäutigen eingeborenen Bauern und Händlern beäugt, als wäre er ein seltenes Tier. Das Raunen in der Masse schwoll an, bis einer rief: "Der hat sich doch nur angemalt!". Ich denke, an diesem Punkt hätte sich unser Reisender gewünscht, er wäre lieber nach, sagen wir mal London gegangen. Denn - schwupps - warf sich der Mob der hiesigen Landbevölkerung auf ihn und zerrte ihn durch die matschigen Gassen bis zum bayreuther Mühlbach, in den sie ihn hineinwarfen. Einem einheimischen Ordnungshüter wurde die Aufgabe angetragen den Reisenden einzuseifen und mit Hilfe der Wurzelbürste den vermeintlichen Ruß von der Haut zu schrubben. Zum Erstaunen der Anwesenden ließ sich der Mann einfach nicht so hell waschen, wie die schaulustige Meute es gerne gehabt hätte. Als diese einsehen musste, dass dieser fremde Reisende gar nicht so blaß war wie sie selbst, liessen sie von ihm ab.
Die Bewohner Bayreuths wurden von nun an von umliegenden Dorfgesellschaften spöttisch "die Mohrenwäscher" genannt. Sie schworen sich in Zukunft, Fremden gegenüber, sehr viel aufgeschlossener zu sein. Und weil der gemeine Bayreuther über ein natürliches, frohes Gemüt verfügt, fühlte er sich von den Spottrufen der Nachbarn nicht im Geringsten verulkt und gedachte von nun an diesem Spektakel und der daraus gewonnenen Erkenntnis, indem er dem Fremden einige bedeutende Kultstätten widmete. Sogar ein regionales alkoholisches Getränk und die hiesige Karnevalstruppe erinnert an diesen trotteligen Fauxpas der Einheimischen.
So prangt heute das Konterfei des Reisenden zum Beispiel an der Fassade der ältesten Apotheke der Ortschaft: der "Mohrenapotheke" Und viele ... äh,vermeintliche Freunde von ihm sind da auch abgebildet, mit Nasenring oder turbantragend, brustfrei, in dienender Haltung, in Interieur und den Auslagen, in Porzellan und Tropenholz; ...viele exotisierende Projektionsflächen gefühlter europäischer Überlegenheit.
Genau, die Apotheke. Dort geht der moderne Bayreuther nämlich sein Aspirin holen, wenn er in der Nacht zuvor in der "Mohrenstube" zuviel "Mohrenbräu" getrunken hat, nachdem er im Fastnachtszug der "Bayreuther Mohrenwäscher e.V. "(gegründet 2006!) womöglich als "Mohr" verkleidet durch die Straßen gestolpert ist.
Auszüge aus "Afrika und die deutsche Sprache" von S. Arndt:
- "M." ist die älteste deutsche Bezeichnung für Schwarze Menschen. In dem Wort steckt das griechische "moros", das "töricht", "einfältig", "dumm" und auch "gottlos" bedeutet, und das lateinische "maurus", welches für "schwarz", dunkel", bzw. "afrikanisch" steht. Daraus wurde althochdeutsch "mor" und schließlich "M." abgeleitet. (S.168)
- Von Anfang an war dieser Begriff negativ konnotiert, was maßgeblich auf Aversionen gegenüber Nicht-Christ/inn/en - und in Spanien speziell gegenüber den islamiscshen Gegnern des Christentums zurückzuführen ist. (ebd.)
Auszüge aus "Das M-Wort" von Ulrike Hamann, erschienen in "Rassismus auf gut Deutsch":
- Mit dem Begriff M. ("Mohr") bezeichne(te)n 'weiße' Menschen im 17., 18., 19. und 20. Jh. Schwarze Menschen, die überwiegend als Sklav_innen des deutschen Adels und zunehmend auch des Bürgertums in den deutschen Staaten lebten. (S.146)
-Betr."Nostalgisches Design historischer Motive": Die Nostalgie betrifft bestimmte koloniale Erinnerungen, deren Gehalt die Fantasie des Bedientwerdens 'weißer' durch Schwarze Menschen ist. Bedientwerden stellte ein Statussymbol von Überlegenheit dar, die kolonial mit 'Weißsein' verknüpft wurde. Der Verlust dieser Überlegenheit wird hier als "nostalgisch" unter Wiederaufrufen des "M.-Bildes symbolisch erinnert.(S.148)
So, Kinder. Das war die Geschichte des afrikanischen Diplomaten und des ersten dokumentierten rassistischen Übergriffs Oberfrankens. Und die Erwachsenen frage ich nun: Was können wir tun?
Welch ungeahnte Möglichkeit für kräftig Remmidemmi! Doch was nun? Erzürnte Briefe schreiben; die nichtvorhandene linke Szene Bayreuths zu Boykotten und Großdemonstrationen auffordern; sich wundern, warum das seit 1975 ansäßige Institut der Afrikawissenschaften nicht schon lange ein Symposium zu diesem Thema gehalten hat? Farbbeutel füllen? Autos anzünden? Liebe Erwachsene, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass antirassistische Diskurse in der Provinz zu Staub zerkrümeln, als hätte es sie nie gegeben. Ich weiß weiter, dass Bayreuth so traditionell konservativ ist und diese Geschichte so tief im tradionellen Gedächnis der Stadt liegt, dass die/der progressive Aktivist_in bestenfalls belächelt wird.
Vorschläge und grandiose Ideen bitte auf der Kommentar-Ecke posten oder mir zu Facebook schicken.
Grandiose Idee #1: Performance
(foto: www.iwalewa.uni-bayreuth.de) |
I like!!! Thematisch gut passt die Austellung Afro Sat I von Daniel Kojo und Philipp Metz, die das Bayreuther Iwalewa-Haus im Sommer 2010 zeigte. Eine schöne Sache. Ausgerechnet in der Stadt des "Mohrenwäscher"-Kults - wahrscheinlich aber unbeabsichtigt. Wenn ich mal so frei sein darf, das Iwalewa-Haus zu zitieren:
"Philip Metz befragt in seinen Videoarbeiten, Fotoserien und Performances häufig kulturelle Stereotype, indem er deren Wirkungen in einem neuen, ungewohnten Rahmen untersucht. So ist die Arbeit „Of mimicry“ Ergebnis einer mehrtägigen Performance in Dakar. Der Künstler trat dort als „Afrikaner“ in einem aus Deutschland importierten Karnevalskostüm auf, dessen visuelle Elemente in Dakar lediglich als fremd und albern, in keiner Weise jedoch als essentielle Bestandteile der eigenen Kultur verstanden wurden.(www.iwalewa.uni-bayreuth.de)"
Grande! Ich wünschte, der Karnevalsverein hätte die Ausstellung besucht. Dem Rest Oberfrankens hätte es sicherlich auch nicht geschadet.
Fotos der Apotheke, Plakat"Mohrenwäscher": Privat . Fotos Metz,Kojo: www.iwalewa.uni-bayreuth.de
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